B1 Bildungsbrücken bauen in Kiel: Übergänge gestalten und ausbauen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Beschlüsse der SPD Kiel
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2018, 12:59 Uhr

Gremium: Kreisparteitag
Sitzung: Ordentlicher Kreisparteitag 02/2015
Bezeichnung: B1 Teil 1
Antragsteller: SPD Kreisvorstand SPD Kiel und AfB Kiel


Beschluss:


Der Übergang von der Schule in den Beruf ist ein, wenn nicht der wichtigste Wendepunkt im Lebender Jugendlichen. Um den jungen Menschen an dieser entscheidenden Schwelle von der Schule ins Berufsleben zu helfen, arbeitet die Landeshauptstadt Kiel eng mit Schulen, Wirtschaft und der Agentur für Arbeit zusammen. So konnte in den letzen Jahren, in denen die Kieler Sozialdemokratie die Verwaltungsspitze des Rathauses stellte und die Mehrheit der Ratsversammlung von einer Kooperation der SPD mit B90/DieGrünen und dem SSW gestellt wird, beachtliche Erfolge erzielt werden. Dennoch ist die Situation ernst und stellt nach wie vor eine große Herausforderung für Eltern, Schulen, Wirtschaft und letztlich die Politik dar.

Im aktuellen Berufsbildungsbericht 2014 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung heißt es „Es wurden weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Zugleich stieg die Zahl unbesetzter betriebliche Ausbildungsplätze auf einen Höchststand. Eine zentrale Herausforderung stellen die zunehmenden Matchingprobleme am Arbeitsmarkt dar. Betriebe klagen über Schwierigkeiten, geeignete Jugendliche für ihre Ausbildungsstellen zu finden. Auf der anderen Seite gibt es noch zu viele Jugendliche, denen ein Einstieg in Ausbildung nicht unmittelbar gelingt.“Maßnahmenprogramme wie „Jobstarter plus“ und die „Initiative Bildungsketten“ versuchen dem entgegen zu wirken.

Auch die Kieler Zahlen der Auswertung der Verbleibsstatistikabfrage, die das Kieler Übergangsmanagement seit 2009 erstellt, bestätigen dieses Bild. In der aktuellen Drucksache 0061/2015 vom 23.01.2015 heißt es: „Der Übergang in duale Ausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken und lag im letzten Schuljahr bei knapp 19%. Die Unterstützung der unversorgten SuS während der Sommerpause war weiterhin sehr erfolgreich. Diese kurzfristige prozessorientierte Unterstützung durch überwiegend externes Beratungspersonalließ die Hälfte der unversorgten SuS noch im Sommer eine passende Anschlussperspektive finden. Der Übergang in duale Ausbildung konnte während der Sommerpause von 19% auf über 20% gesteigert werden. Die Bereitschaft, sich mit einer dualen Berufsausbildung auseinanderzusetzen und einen Ausbildungsplatz aus eigener Kraft anzustreben, ist bei einem Großteil der SuS nur sehr schwach ausgeprägt. Vorrangiges Ziel bleibt das Erreichen höherer Schulabschlüsse“, was aber im Anschluss an diesen weiteren Bildungsgang nicht automatisch den Übergang in eine Ausbildung oder ein Studium sicherstellt, zumal es hier auch immer wieder zu Abbrüchen kommt. „Gelingt es Jugendlichen im Rahmen der

zweijährigen Berufsfachschule den Realschulabschluss zu erreichen, beginnen fast 30% eine duale Ausbildung. Weitere 37% wechseln in die höheren Bildungsgänge der RBZ. Handlungsbedarf besteht bei Jugendlichen mit HSA, die den Bildungsgang wiederholen möchten (39%) oder keine Anschlussperspektive entwickeln konnten (31%). Eine besondere Herausforderung stellen vor allem Jugendliche ohne Abschluss dar. Trotz der intensiven Betreuung seitens der Lehr-­‐ und Coachingkräfte gelingt es nur einen Teil der Jugendlichen in weitere direkte Anschlüsse zu vermitteln. Besondere Aufmerksamkeit sollten Jugendliche erfahren, die z.B. erst mit 15/16 Jahren nach Deutschland kommen und die Sprache erlernen müssen. Häufig ist der Zeitraum zu kurz, um erfolgreich den Sek. I -­‐ Abschluss zu schaffen und eine gelingende Anschlussperspektive zu entwickeln. In den Rückmeldegesprächen meldeten die Regionalen Berufsbildungszentren insgesamt für die abgefragten Bildungsgänge (BFS I, AVJ und BEK) weiteren Unterstützungsbedarf bei der Erbringung von Beratungsleistungen im Übergang Schule Beruf, bei der pädagogischen Begleitung(Schulsozialarbeit) und der psychologischen Beratung der Schüler_innen an.“

Selbst wenn die Entwicklung der aktuellen Zahlen zur Jugendarbeitslosigkeit in Schleswig-­‐Holstein vom November 2014 positiv verlief, bedarf es weiterer Anstrengungen. Bei den unter 25-­‐Jährigen in Schleswig-­‐Holstein verzeichnen wir zurzeit die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit seit 20 Jahren. Aktuell sind 8860 junge Menschen im nördlichsten Bundesland ohne einen festen Job. Das entspricht einer Quote von 5,5 Prozent (insgesamt liegt der Wert der Arbeitslosigkeit unabhängig von der Altersgruppe bei 6.3 Prozent). Noch im November 2013 lag dieser Wert bei 6,1 Prozent. In Kiel hatten wir im November 2014 allerdings eine Jugendarbeitslosigkeitsquote von 9,2 Prozent. Da tröstet es wenig, dass dieses der beste Wert unter den kreisfreien Städten darstellt. Hier besteht weiter Handlungsbedarf!

Die Kieler Sozialdemokratie kann und darf sich nicht damit abfinden, dass uns trotz der bisherigen erfolgreichen Maßnahmen noch so viele junge Menschen zu Beginn ihres Starts in das berufliche Leben in eine „gesellschaftliche Looser-­‐Gruppe“ entgleiten. Derartige Entwicklungen haben Auswirkungen auf deren ganzes Leben mit sozialen und wirtschaftlichen Folgen für sie selbst aber auch für die ganze Gesellschaft. Hier sind wir gefordert, Anschlussperspektiven an die schulische Laufbahn zu gestalten, „Brücken ins Berufsleben“ zu bauen. Die Vorbereitung für einen gelungenen Bildungsweg muss schon im Vorschulalter beginnen und sich in der Schulzeit fortsetzen. Aber spätestens beim Übergang von der Schule in Ausbildung/Beruf, sind wir gefordert, insbesondere denen eine Brücke zu bauen, denen auf dem Weg mehr Steine im Weg lagen als anderen oder die nicht die finanzielle bzw. elterliche Unterstützung hatten, diesen Weg bis zu diesem Punkt erfolgreich zu gehen. Zu sehr hängt der Bildungserfolg der Schüler_innen noch vom Bildungsstand und den finanziellen Möglichkeiten der Eltern ab.

Übergangsmanagement und Arbeit des Bildungsbüros weiter fortführen: Kein Abschluss ohne Anschluss!

Die Kieler SPD unterstützt alle Initiativen des Landes und der neuen Ministerin für Schule und Berufsbildung, Britta Ernst, aktiv gegen den Fachkräftemangel vorzugehen und sieht der Entwicklung von Jugendberufsagenturen mit Interesse entgegen. Schon im Koalitionsvertrag (2012 bis 2017) der Landesregierung Schleswig-­‐Holstein haben die SPD, B90/Grüne und SSW festgehalten, „allen Jugendlichen eine klare Perspektive auf eine Berufsausbildung mit qualifizierendem Abschluss anbieten zu wollen“. Damit bestätigt die Landesregierung die Aktivitäten in der

Landeshauptstadt Kiel in diesem Bereich, die sich nach dem Wechsel der Mehrheit in der Ratsversammlung 2008 und im Rathaus 2009 auf den Weg gemacht hat, dafür zu sorgen, dass kein Jugendlicher die Schule verlässt, ohne eine Perspektive dafür zu haben, wie es danach weitergehen soll. Dies ist das Anliegen der Kieler SPD.

Zur besseren Zusammenarbeit aller Partner im Bereich Bildung hat die Landeshauptstadt Kiel auf Antrag der Ratskooperation aus SPD, Grünen und SSW in der vergangenen Wahlperiode die Bildungsregion Kiel ins Leben gerufen. Mit dem Bildungsbüro wurde ein operatives Vermittlungszentrum geschaffen, das für Eltern, Schüler_innen, Schulen und Betriebe ein kompetenter Ansprechpartner ist. Seit dem hat sich die Situation der Schulabgänger_innen in Kiel in den letzten Jahren deutlich verbessert: Es zahlt sich aus, dass die Stadt Kiel sich intensiv darum kümmert, Jugendlichen ihre Perspektiven nach dem Schulabschluss aufzuzeigen. Während z.B. im Sommer 2011 mehr als 300 Schüler_innen ohne Anschlussperspektive aus Kiels Schulen entlassen wurden, waren es im Sommer 2013 nur noch ca. 130, von denen durch die Mitarbeiter_innen des Bildungsbüros bis Ende August auch noch jeweils die Hälfte inAusbildungsberufe oder passende schulische Qualifikationen vermittelt werden konnte. Diese erfolgreiche Arbeit gilt es unbedingt fortzusetzen.

Schüler_innen direkt in Ausbildung vermitteln – Aufenthalt in Übergangssystemen reduzieren:

Ein weiterer wichtiger Baustein ist der Übergang in die duale Ausbildung. Im ersten Kieler Bildungsbericht zum Thema „Übergang von der Schule in den Beruf“ wurde deutlich dargestellt, welche Erfolge durch eine individuelle Hilfe bei Jugendlichen erreicht werden konnten. Durch die gemeinsame Anstrengung der Agentur für Arbeit, des Jobcenters und des Projekts Talentschmiede hat sich auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit einem Hauptschulabschluss (zukünftig: Erster allgemeinbildender Schulabschluss – ESA), die nach der Schule in eine Ausbildung gehen, von 6 % im Jahre 2010 auf 18% in 2012 verdreifacht. Ein großer Erfolg, der aber noch nicht ausreichend ist. Die Landeshauptstadt Kiel unterstützt personell und finanziell in verschiedenen Maßnahmen, Projekten und Bauvorhaben die Möglichkeiten junger Menschen von der Schule in den Beruf zu gelangen, denn ein Arbeitsplatz bietet den Jugendlichen nicht nur eine Perspektive, sondern spart später auch viele Kosten bei Stadt, Land und Bund ein. Es ist sinnvoller eine individuelle Hilfe zu finanzieren statt später teure Transferleistungen. So kann den jungen Menschen ein wichtiger Beitrag dazu geleistet werden, dass sie selbstbestimmt leben können und nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.

Ausbildungswege bis in die Hochschule:

Auf Antrag der Ratskooperation von SPD, Grünen und SSW wurde im Jahr 2014 eine Konferenz "Zugänge zur Hochschule" beschlossen, um unter anderem mit den Kieler Hochschulen die Wege in die Hochschulbildung zu gestalten, die nicht dem klassischen Abitur entsprechen. Denn auch nach einem Schulabschluss ohne Hochschulreife bietet das System der Beruflichen Bildung die Möglichkeit, einen Abschluss mit der allgemeinen Hochschulreife bzw. der Fachhochschulreife zu erreichen. In der Bildungsberatung soll neben der Beratung mit dem Ziel einer berufsqualifizierenden Ausbildung auch die Beratung mit dem Ziel Studium berücksichtigt werden – gerade weil Schülerinnen und Schüler mit dieser Bildungsbiographie die Möglichkeit eines Studiums an Universitäten oder Fachhochschulen nicht immer im Blick haben.


Schulsozialarbeit als begleitenden Faktor zum erfolgreichen Lernen ausbauen:

Die Kieler SPD würdigt die Leistung der Ratsfraktion, die dafür gesorgt hat, dass unabhängig von Landes-­‐ oder Bundesförderung nach 10 Jahren Schulsozialarbeit in Kiel, an nunmehr 55 Schulen und ideologiefrei auch an allen Schularten derzeit rund 40 Sozialpädagogische Fachkräfte tätig sind. Insgesamt 32,5 Planstellen sorgen dafür, dass auf dem Weg zum Schulabschluss individuelle Problemfelder geklärt und die Jugendlichen insgesamt gestärkt dem Ende ihrer Schulzeit entgegen gehen. Hinzu kommen städtische Projektmittel für Schulsozialarbeit in Höhe einer halben Million Euro, von denen u.a. die Bildungsberatung Kiel-­‐Ost am RBZ Technik und das Projekt „Gelungenes AVJ“ am RBZ1 finanziert werden. Zusätzlich finanziert die Landeshauptstadt Kiel je eine Stelle der Schulsozialarbeit an den drei Regionalen Berufsbildungszentren. Alle diese Mittel helfen dabei, die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern und damit auch die Chancen zu erhöhen, einen Ausbildungs-­‐ oder Studienplatz zu erreichen und so auch erfolgreich am beruflichen Leben teilzunehmen. Den Einsatz der Mittel in diesem Bereich gilt es laufend zu evaluieren und dem Bedarf entsprechend sukzessive auszubauen.